Stellen Sie sich vor, Sie sitzen entspannt in einem Restaurant in Barcelona und werden von Einheimischen beschimpft und mit Wasser bespritzt. Genau das ist einigen Urlaubern vergangenenes Wochenende passiert. Sie saßen entspannt bei einem Glas Wein, als Demonstranten an ihnen vorbeizogen.
Spanien ist das zweitbeliebteste Reiseland der Welt. 85 Millionen ausländische Touristen besuchten das Land im vergangenen Jahr, so die offizielle Statistik. Allein aus Deutschland kamen im vergangenen Jahr rund 10,8 Millionen Besucher. Doch obwohl Spanien so beliebt ist, haben einige Einheimische die Nase voll von den Touristen. Grund dafür sind die hohen Lebenshaltungskosten. Viele Deutsche, die Spanien lieben, sind verunsichert, weil es dort gerade sehr ungemütlich für Touristen werden kann.
Die Demonstranten wollen weniger Hotels und Kreuzfahrtschiffe in Spanien. Die Arbeitsbedingungen für Angestellte im Tourismussektor sollen verbessert werden. Auch die vielen Terrassen der Tapasbars und Restaurants sind ihnen ein Dorn im Auge. „Wir können nicht mehr mit unserem Hund Gassi gehen. Überall stehen Tische und Stühle“, sagt eine Aktivistin im spanischen Fernsehen.
Der Bürgermeister von Barcelona zeigte im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) Verständnis für die Demonstranten. Die „Begrenzung der touristischen Überlastung und ihrer Folgen für die Stadt“ habe hohe Priorität. Kein Verständnis zeigen deutsche Spanienliebhaber.
Die Bilder von schimpfenden Spaniern und Wasserattacken auf Touristen gingen um die Welt. „Wir sind jedes Jahr in Spanien“, berichtet Angela B. aus Hannover in einem Kommentar auf FOCUS online. „Wir werden uns überlegen, ob wir da nochmal Urlaub machen.“ Viele Bundesbürger rufen auch zu Boykott der spanischen Städte und Inseln auf. Und Jürgen V. schreibt: „Auf Touristen losgehen, die Geld bringen, das geht gar nicht.“
Antonio G. schreibt: „Ich kann die Einwohner verstehen, aber nicht die Touristen sind schuld, sondern die spanische Regierung.“ Für Rüdiger A. seien die „geldgierigen überwiegenden spanischen Eigentümer“ für die hohen Mieten verantwortlich und nicht die Touristen.
FOCUS online rät: Die meisten Demonstrationen verlaufen friedlich, und die Polizei vor Ort rät allen Urlaubern, Eskalationen zu vermeiden. Wer sich diesen Sommer in Spanien aufhält, sollte wachsam sein und sich über lokale Proteste informieren.
Wenn Sie sich bedroht fühlen, ziehen Sie sich in Ihr Hotel oder Ihre Ferienwohnung zurück und wenden Sie sich an die Polizei oder die örtliche Botschaft.
In Barcelona, Madrid, auf Mallorca oder Teneriffa explodieren die Mieten. Statt an Einheimische vermieten Eigentümer ihre Wohnungen und Häuser lieber als Ferienwohnungen an Touristen. Dadurch wird der Wohnraum knapp. Die Folge? In Barcelona sind die Durchschnittsmieten in den letzten Jahren um 68 Prozent gestiegen. Gleichzeitig müssen die Einheimischen in den beliebten Touristengebieten viel mehr für Lebensmittel und Restaurantbesuche bezahlen. Das wollen viele nicht mehr hinnehmen.
Inzwischen richtet sich die Wut auch direkt gegen Touristen. In Barcelona wurden Urlauber beschimpft und mit Wasserpistolen bespritzt. Auch in Malaga und auf Mallorca machten Touristen ähnliche Erfahrungen. Die Gegner des Tourismus wollen im Sommer noch mehr dagegen protestieren. Sie wollen Straßen blockieren und Touristen von den Stränden verjagen. Das Auswärtige Amt sieht derzeit keinen Grund für eine Reisewarnung.
Der Tourismus ist für Spanien ein gutes Geschäft. Im Jahr 2024 soll die Reise- und Tourismusbranche 24,3 Milliarden Euro Umsatz machen. Bis 2028 soll der Umsatz auf 27,7 Milliarden Euro steigen, so eine aktuelle Prognose.
2024-07-08T13:23:13Z